04.11.10

Ein Aussteiger berichtet über Tricks der Abzocker

Ihr Geschäftsmodell ist einfach - und perfide: Mit vermeintlich kostenlosen Angeboten locken Firmen neue Kunden auf ihre Internetseite. Und in die Kostenfalle.

Als Jürgen S. aus Gießen vor kurzem den schnellsten Weg nach Braunschweig suchte, beging er einen folgenschweren Fehler. Er nutzte im Internet einen Routenplaner auf der Seite www.eu-routenplaner.com. Schon am nächsten Tag flatterte eine Rechnung ins Haus für ein "Routenplaner-Jahresabo" über 96 Euro, das Jürgen S. mit seiner Anfrage angeblich automatisch abgeschlossen hatte. Der Hinweis auf die Kosten war sehr klein, der Kunde hatte ihn schlichtweg übersehen.

Kein Einzelfall: Der Routenplaner der Firma "Eventus Lernsysteme" ist eine von vielen so genannten Abofallen im Internet. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen schätzt die Zahl der bundesweit eingehenden Beschwerden über solche Kostenfallen im Internet auf 22.000 pro Monat. Ob Downloads, Gewinnspiele oder eben Routenplaner - Angebote, die es überall im Netz gratis gibt, sind auf diesen Seiten kostenpflichtig. Und: "Die Preisangaben sind auf der Seite gut versteckt oder werden nur kurz eingeblendet. Die Betreiber sind sehr kreativ", erklärt Rechtsanwalt Thomas Meier, der sich auf die Bekämpfung von Abofallen spezialisiert hat.

Auch Hamed Arouni kennt dieses Geschäft genau: Bis vor kurzem war er Geschäftsführer bei "Online Escrow Services", der Inkasso-Tochterfirma von "Eventus Lernysteme" - das Unternehmen, das unter anderem den teuren Routenplaner betreibt. "Bei der Entwicklung einer Abofalle geht es immer zuerst um die Frage: Was erwartet der Kunde im Internet auf jeden Fall kostenlos? Und das wird dann kostenpflichtig angeboten", erklärt Arouni, der nach eigenen Angaben freiwillig aus dem Geschäft ausgestiegen ist. In einer Presseerklärung der Firma dagegen heißt es: Arouni sei als Geschäftsführer mit sofortiger Wirkung abgesetzt - wegen des Verdachts auf Untreue.

Zehn Jahre lang war Arouni im Telekommunikationsgeschäft tätig - zunächst betrieb er eigene Call-Center, dann wechselte er zur Eventus-Vorgängerfirma "Cybertainment". "Eventus-Gesellschafter Christian Wagner kenne ich seit der fünften Klasse. Ich habe 2009 in seiner Firma angefangen, um ihm einen Freundschaftsdienst zu erweisen. Ich sollte ihm helfen, die Kundenkommunikation zu verbessern", sagt der 29-Jährige heute. ...

Quelle und vollständiger Bericht: sternTV