30.04.08

ProCode Marketing ist insolvent

Manchmal ist die Halbwertzeit eines Nutzlosunternehmens so gering, dass es schon nach wenigen Monaten wieder am Ende ist. Dieses Schicksal ist hat auch Christian Wagner und seine Firma ProCode Marketing ereilt.

Amtsgericht Nürnberg Aktenzeichen: HRB 23279:Bekannt gemacht am: 18.04.2008 12:00 Uhr
Die in ( ). gesetzten Angaben der Geschäftsanschrift und des Geschäftszweiges erfolgen ohne Gewähr:
Veränderungen
14.04.2008
Procode Marketing GmbH, Nürnberg (Markgrafenstraße 32, 90459 Nürnberg). Über das Vermögen der Gesellschaft ist durch Beschluss des Amtsgerichts Nürnberg vom 09.04.2008 (Az. 8071 IN 93/08) das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Die Gesellschaft ist dadurch aufgelöst. Von Amts wegen eingetragen nach §§ 32 HGB, 65 GmbHG.

Quelle: Registerportal.de

Das nehmen wir wohlwollend zur Kenntnis und trauern diesem Gauner und seiner Abzockfirma nicht eine Sekunde nach.

19.04.08

MAX UTILITIES LTD. mit neuen Seiten

Nachdem Janice Görgner ihre Java Media umbenannt hat und nun mit Max Utilities Ltd. die bekannten Abzockseiten betreibt, hat es nicht lange gedauert, bis weitere Seiten dazugekommen sind. Mit den folgenden Seiten wird das Spektrum der Abzocke erweitert:

  • sms-freetime.com
  • locker-simsen.com
  • namens-info.com

Die von der Java Media bekannten Bedingungen für die Gaunerei gelten auch für die Max Utilities Ltd. Zumindest was die Kosten von 12,- Euro pro Monat und die Mindestlaufzeit von 2 Jahren für den vermeintlichen Vertrag betrifft. Und zahlen soll man auch dann, wenn der Dienst nicht in Anspruch genommen wird, wie in den AGB zu lesen ist.

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Die Aktivierung weiterer Domains zum Kundenfang wird wohl nicht lange auf sich warten lassen.

17.04.08

Timo Richert mit alter Masche und neuer Abzockfirma

Es hat den Anschein, als sei es vollkommen belanglos eine Firma in die Pleite zu führen. Zumindest für Abzocker vom Schlage eines Timo Richert, denn bevor die Paymasol GmbH beerdigt wurde, hatte er bereits das Unternehmen Be A Winner Ltd. zur Fortführung seiner Gaunereien gegründet. Diese Firma fällt zur Zeit mit der schon bekannten Casting-Masche auf. Über den Tisch gezogen werden sollen die Opfer auf den folgenden Seiten:

  • dein-casting.com
  • casting-einladung.com – leitet weiter zu dein-casting.com

Neben den Kosten, die man für eine seriöse Castingagentur nicht aufbringen braucht, ist eine Formulierung besonders dreist. So soll der Betrag auch dann fällig sein, wenn man am Casting überhaupt nicht teilnimmt.

Bei Anmeldung beginnen wir umgehend mit unserer Dienstleistung. Die Bearbeitungsgebühr für die
Aufnahme in unsere Datenbank bzw. die Vermittlungs eines garantierten Casting-Termins beträgt einmalig 119,00 Euro.
Diese Gebühr ist auch bei Nicht-Teilnahme am Casting fällig.

Im Impressum wollte man wohl ganz witzig und hat dort eine Firma World Wide Casting eingetragen. Wer weiss, ob so eine Firma überhaupt existiert. Wir haben bisher kein Unternehmen mit dem Namen gefunden. In der zweiten Zeile ist dafür der richtige Name der verantwortlichen Firma.

Die Firma Be A Winner Ltd. finden wir dann auch im whois der Domain dein-casting.com:

DOMAIN: DEIN-CASTING.COM
 
owner-organization: Be a  Winner Limited
owner-fname:      Be a
owner-lname:      Winner Limited
owner-street:     120A New Road
owner-city:       Belize City
owner-zip:        0000
owner-country:    BZ
owner-phone:      +501 1805 6666219
owner-fax:        +501 1805 6666286
owner-email:      german@baw.bz

Aber es gibt noch ein paar ältere und bekannte Abzockseiten von der Firma. Wer auch die Seiten mit Gewinnspielen beachtet, wird dann sicher auch auf eine der folgenden Seiten aufmerksam:

  • autogewinner.com
  • navigewinner.com
  • handygewinner.com
  • handy-gewinner.com
  • reisegewinner.com
  • reisegewinner.net
  • tagesgewinn.com

Auf diesen Seiten ist besondere Vorsicht geboten, handelt es sich doch wieder einmal um nichts anderes als Eintragungsdienste, deren Nutzen höchst fragwürdig ist. Die Domain tagesgewinn.com dient höchstwahrscheinlich zum Sammeln von Daten, denn der Dienst wird wohl aus diesem Grund kostenlos betrieben.

Die Nutzung des Dienstes auf einer der anderen Domains ist dagegen nicht mehr kostenlos, wie aus den AGB der jeweiligen Seite zu entnehemen ist.

§ 4 - Vergütung / Leistungsbeginn

Nach erfolgreicher Anmeldung ist der Teilnehmer verpflichtet, der Firma Be a Winner Limited die für die Teilnahme an reisegewinner.net / reisegewinner.com anfallende Vergütung in Höhe von 8,- Euro pro Monat für ein Jahr im Voraus zu zahlen (inklusive der gesetzlichen Mehrwertsteuer von 19%). Dieses entspricht somit einem Jahresbeitrag von 96,00 Euro inkl. MwSt.

Ob von den Nutzern des Dienstes jemand gewinnt ist sehr fraglich. So wird denn auch in den AGB der Seiten eine Gewährleistung ausgeschlossen.

Die Firma Be a Winner Limited haftet jedoch nicht für die tatsächliche Gewinnausspielung und kann keine Gewinngarantie abgeben.

Einen Gewinner scheint es dennoch zu geben. Zumindest solange die Opfer dieser Abzocke sich durch Mahnungen und Drohungen zur Zahlung genötigt sehen und die geforderten Beträge überweisen.

Wer steckt denn nun eigentlich hinter dieser Abzocke und möchte der Winner sein? Das Impressum der Seiten ist da wenig aufschlussreich, denn dort findet man ausser dem Firmennamen nur noch eine Anschrift aus Belize.

Interessant ist da schon eher die angegebene email. Diese verweist auf eine Firmenseite der Be A Winner Ltd. (baw). Die dazu gehörende Domain ist aber offline. Lediglich eine Grafik mit dem Text "This site is under construction" sind zu sehen. Dafür ergibt sich aus dem whois der Domain ein weiterer Hinweis auf den Betreiber. Im DNS-Lookup ist noch eine emailadresse eingetragen.

baw.bz IN SOA 86400
server:  ns9.schlundtech.de
email:  tr.trti.de

Auch die Domain trti.de ist offline. Sogar schon seit längerer Zeit. Aber auch hier lohnt sich wieder der Blick in das whois der Seite, weil dort eine Firma eingetragen ist, die in der Vergangenheit durch Spam und Abzocke mehrfach aufgefallen ist.

Domain:       trti.de

[Holder]
Type:         PERSON
Name:         Paymasol GmbH
Address:      Leopoldstrasse 38
Pcode:        38100
City:         Braunschweig

Die Firma Paymasol GmbH ist inzwischen aber pleite. In einer Veröffentlichung des Amtsgerichts Braunschweig heisst es:

2007-11-29
Paymasol GmbH, Braunschweig, 275 IN 389/07 b, Registergericht Braunschweig, HRB 9332

275 IN 389/07 b: In dem Insolvenzantragsverfahren über das Vermögen der Paymasol GmbH, Leopoldstr. 38, 38100 Braunschweig (AG BS - HRB 9332 -), vertr. d.: Timo Richert, Leopoldstr. 38, 38100 Braunschweig, (Geschäftsführer) ist der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 27.11.2007 mangels Masse abgewiesen worden, § 26 Abs. 1 InsO.
Amtsgericht Braunschweig

Die Paymasol GmbH ist seit dem 31. März 2008 endgültig erloschen.

Amtsgericht Braunschweig Aktenzeichen: HRB 9332: Bekannt gemacht am: 01.04.2008 22:00 Uhr

Die in ().
gesetzten Angaben der Geschäftsanschrift und des Unternehmensgegenstandes erfolgen ohne Gewähr.

Löschungen

31.03.2008


Paymasol GmbH, Braunschweig (Leopoldstr. 38, 38100 Braunschweig). Die Gesellschaft wird durch den/die Liquidator/en vertreten. Geändert, nun: Liquidator: Richert, Timo, Braunschweig, *08.10.1980, einzelvertretungsberechtigt; mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen. Die Gesellschaft ist ohne Liquidation erloschen.

Dass die Paymasol GmbH nicht mehr existiert, scheint für den Geschäftsführer Timo Richert kein Problem zu sein. Schliesslich betreibt er bereits mit seiner neuen Firma Be A Winner Ltd. diverse Nutzlosdienste.

Die Firma Be A Winner Ltd. ist im britischen Handelsregister eingetragen unter der CompanyId=06158061. Ebenfalls eingetragen ist Timo Richert als Geschäftsführer unter der DirectorID=21200248. Im Februar wurde die Firma auch beim Amtsgericht Braunschweig in das Handelsregister eingetragen.

Amtsgericht Braunschweig Aktenzeichen: HRB 201116: Bekannt gemacht am: 26.02.2008 12:00 Uhr

Die in ().
gesetzten Angaben der Geschäftsanschrift und des Unternehmensgegenstandes erfolgen ohne Gewähr.

Neueintragungen

21.02.2008

BE A WINNER LIMITED, Braunschweig (Leopoldstr. 38, 38100 Braunschweig). Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Gesellschaftsvertrag vom 14.03.2007 Durch Gesellschafterbeschluss vom 20.10.2007 wurde der Sitz von Bonn (bisher AG Bonn HRB 15342) nach Braunschweig verlegt. Zweigniederlassung der BE A WINNER LIMITED mit Sitz in Birmingham (Companies House of Cardiff Company No. 6158061). Gegenstand: Erbringung von Internetdienstleistungen, insbesondere Erstellung von Internetseiten, Erstellung und Bereitstellung von Zahlungssystemen für das Internet, Abrechnung und Rechnungsstellung für andere Unternehmen - ohne Buchführung und Steuerberatung -, nebst Werbung und Marketing im Internet. Stammkapital: 100,00 GBP. Allgemeine Vertretungsregelung: Ist nur ein Geschäftsführer bestellt, so vertritt er die Gesellschaft allein. Sind mehrere Geschäftsführer bestellt, so wird die Gesellschaft durch die Geschäftsführer gemeinsam vertreten. Nicht mehr Geschäftsführender Direktor: Dr. Rollmann, Christian, Bonn, *20.11.1959. Bestellt als Geschäftsführer: Richert, Timo, Braunschweig, *08.10.1980, einzelvertretungsberechtigt.

Bei Timo Richert handelt es sich um einen alten Bekannten, der bereits zu Dialerzeiten die User im Internet abgezockt hat.

In seinem Buch "Die Internet-Mafia" (Band 2, Seite 77) schreibt der Autor Hermann Eisele über Timo Richert:

Richert soll ein langjähriger Weggefährte von Kunath sein und wurde laut Zeitungsmeldungen auch schon einmal wegen Auktionsbetrug zu einer Geldstrafe von 6300 Euro verurteilt. Zudem fiel er in der Vergangenheit als Spammer und Betreiber zahlreicher Dialer-Seiten auf.

14.04.08

Daniel Rosenkes neue Abzocke mit der Net 24 Limited

Diese Zusammenfassung ist nicht verfügbar. Klicke hier, um den Post aufzurufen.

10.04.08

Dänischer Dialerbetr...eiber entschuldigt sich

Von Herbst 2002 bis etwa Mai 2003 sorgten ungewollte Dialereinwahlen zu zwei Nummern für zahlreiche Beschwerden in Deutschland. Obwohl schon frühzeitig der Verdacht bestand, dass es sich um illegale Dialer handelte, war es für Betroffene damals nicht immer leicht, sich gegen die Inkassierung der durch den Betrug verursachten Telefongebühren zu wehren.

Es dauerte bis zum gestrigen Tag, ehe der Verantwortliche sich vor dem Landgericht München verantworten musste. Es ist dem Münchner Staatsanwalt großes Lob zu zollen für sein Engagement, den Fall, den bereits zwei Staatsanwälte vor ihm bearbeitet hatten, doch noch zur Anklage gebracht zu haben. Damit hat es sich aber schon wieder mit dem Lob, wenn man von den Leuten absieht, die mit großem Engagement den Fall erst ins Rollen gebracht und durch ihre große Fachkunde viel dazu beigetragen haben, dass überhaupt verhandelt wurde. Hier ist insbesondere das Forum "Computerbetrug.de" zu erwähnen.

Zum Prozess selbst kann man bisher keinerlei Hinweise im Internet finden. Dankenswerterweise hat mir allerdings ein Prozessbeobachter ausführliche Informationen zur Verfügung gestellt, die ich mit einigen Anmerkungen versehen habe. Das Ergebnis ist folgende "inoffizielle Meldung". Ein so seltenes Ereignis wie ein Dialerprozess sollte schliesslich nicht völlig unerwähnt bleiben.

Here we go.

Dänischer Dialerbetreiber entschuldigt sich nach Verurteilung bei den Betroffenen

München (privat). (7.4.08 ) Vor dem Münchner Landgericht wurde heute der Däne Christian M* wegen gewerbsmäßigen Computerbetrugs in einem besonders schweren Fall in Tateinheit mit Datenmanipulation zu einer Gesamtstrafe von 18 Monaten auf Bewährung und einer Geldstrafe von 200 Tagessätzen zu 100 Euro verurteilt. Da der vom Hamburger Rechtsanwalt L* vertretene Däne auf Rechtsmittel verzichtete, ist das Urteil rechtskräftig. Der Däne soll München und Deutschland noch gestern den Rücken gekehrt haben.

Beim Verlassen des Gerichtes erklärte der 42jährige, er "übernehme als Geschäftsführer die Verantwortung für das Geschehene". Er respektiere die Entscheidung des Gerichts und wolle sich "bei allen Geschädigten entschuldigen für das, was ich ihnen angetan habe".

Der frühere Geschäftsführer bzw. Beteiligte von Firmen wie Gaza Media ApS, MBM Media ApS, Secure Tele Transfer ApS (aka Dialacom, siehe hier) sowie der Knoedel Holding (Copiosus ApS) (ref, s.a. google) musste sich wegen des Missbrauchs von Dialern unter den Rufnummern 0190092102 (über "Q1 Deutschland" und MCN-Tele) und 0190050120 (über Talkline) verantworten. Zwischen November 2002 und Mai 2003 verursachten seine betrügerischen Dialer bei einer unbekannten Zahl von Betroffenen Schäden von bis zu 650 Euro. Obwohl der von Staatsanwalt Tetenberg vorgetragene Gesamtschaden mit knapp 12.000 Euro gering erscheint, ist davon auszugehen, dass ein Schaden in Millionenhöhe entstanden ist, wie die über die Nummern generierten Umsätze nahe legen. Wie ein posting im Forum "antispam.de" belegt, wurde für diese Dialer auch mit Spam-Mails geworben.

Im Auftrag der Dänen wurden damals in Einzelfällen die Gelder erstattet, ein großer Batzen des Geldes dürfte jedoch am Rande der Geldflusswege versickert sein. Genauere Angaben hierzu lieferte das Verfahren leider nicht.

M* hatte bereits eine Hauptversammlung platzen lassen, weil er "mental nicht auf die U-Haft vorbereitet war". In einem zivilrechtlichen Verfahren wurde er vom bekannten Düsseldorfer "Szeneanwalt" Dr. Daniel K* vertreten, wie im Laufe des Prozesses zu erfahren war. Während der Angeklagte erzählte, er habe in Spanien ein neues Leben beginnen wollen, hielt ihm die Richterin in aller Deutlichkeit vor, er sei nach Spanien geflohen, ehe er dann in Marbella festgenommen und den deutschen Behörden überstellt wurde.

Heute hatte er seinen Hamburger Anwalt L* und einen Dolmetscher, Herrn H*, mitgebracht. Da der Richterin jedoch ein Brief des Angeklagten vorlag, der "in gutem Schriftdeutsch" an seine in Deutschland ("10 km von der dänischen Grenze") geborene Mutter gerichtet war, bestand sie darauf, auf Deutsch zu verhandeln. Zu seiner Vorgeschichte und seinen Lebensumständen befragt, kämpfte der Angeklagte neben der deutschen Sprache auch mit diversen Erinnerungslücken.

Es kristallisierte sich heraus, dass M* zusammen mit dem heute in Marbella lebenden Lars B. M* (s.a. hier) und Henrik S. B* mehrere Firmen in Dänemark betrieben hatte. Diese seien allesamt liquidiert, erklärte der Angeklagte. Inwieweit dies mit den Ergebnissen der vom dänischen Verbraucherministerium angestrebten Klagen gegen diverse, teils wohl bekannte Telefonsexfirmen zusammen hing, wurde nicht weiter erörtert. Man darf einen Zusammenhang aber annehmen.

Zurück zum Bericht des Angeklagten: Ein von einer dänischen Firma entwickeltes Abrechnungssystem wurde seinen Angaben zufolge später in Eigenregie eingesetzt, in Deutschland etwa ab 2000.

Bei den Details über das "System" konnte das Gericht nur mit Mühen den Ausführungen des Angeklagten folgen, die Richterin drängte den Dänen dennoch durch viele Nachfragen dazu, das Vorgehen genau zu erklären: Was sind Dialer? Wie funktioniert das System? Was bekamen Kunden zu sehen, bevor die kostspielige Verbindung hergestellt wurde? Eine Schöffin seufzte über "all dieses technische Zeugs". Nicht weniger unwissend wurden wohl viele Betroffene erwischt...

Der Angeklagte referierte gerade zu höchst spannenden Details seiner vertraglichen Beziehungen zur Deutschen Telekom (die ihm wegen "versehentlicher" Bereitstellung von Sodomie gekündigt hatte) und zu Talkline, MCN und Q1 ("sie behaupteten, es hätte illegale Dialer gegeben, also solche, die sich selbst einwählen oder den Preis nicht nennen"), als sein Verteidiger eine Unterbrechung beantragte. Man einigte sich dann auf eine Mittagspause. Danach zog man sich zu Beratungen zurück. Als Staatsanwalt und Verteidiger gemeinsam zurück kamen und man Wortfetzen hörte, die wie "auch gut für die Staatskasse" und "dann bringen wir das hier zuende" klangen, war klar, dass es statt weiterer spannender Details den von Beobachtern schon vorher als wahrscheinlich angesehenen "dänischen Deal" geben würde. Um ein langwieriges und teures Verfahren zu vermeiden "gestand" zunächst der Verteidiger die Vergehen des Angeklagten. M. selbst musste erst mehrere Anläufe nehmen, ehe ihm das Geständnis über die Lippen kam. Er bekannte sich schuldig im Sinne der Anklage in allen Punkten.

Zur Belohnung ging es dann ganz schnell. Der Staatsanwalt plädierte und wog erschwerende und entlastende Faktoren so lange ab, bis es zum ausgedealten Ergebnis passte: Im Fall "Knoedel" 10 Monate plus 90 Tagessätze, im Fall "STT" 14 Monate und 160 Tagessätze - macht summa iurarum 18 Monate plus 200 Tagessätze. Der Verteidiger plädierte nur noch seine Zustimmung und lobte sich anschließend für sein "doch wirklich kurzes Plädoyer". Das letzte Wort hatte der Angeklagte "Das ist so ok". Das war's. Man verzichtete auf Rechtsmittel, das Urteil ist rechtskräftig.

Auch in München galt also der vergleichsweise billige "Dänische Tarif", den man ja schon aus Hamburg kennt - kein Vergleich zur Schärfe der Osnabrücker Staatsanwaltschaft (wenn ein Vergleich denn überhaupt gezogen werden kann). Dort wagte man sich in die Details und ließ sich nicht auf Absprachen ein. Mag sein, dass der Fall anders lag. Andere Erklärungen bleiben denkbar.

Für M* war jedenfalls der Fall fast schon erledigt - es ging ihm nun um die Klärung dringender Sachfragen: Wie komme ich am schnellsten zum Flughafen? Kann ich Deutschland heute noch verlassen? Auch das kennt man aus Hamburg. Nach der Klärung der Formalitäten (Aufhebung des Haftbefehls, Passaushändigung) dürfte M. im Laufe des heutigen Tages Deutschland den Rücken kehren. Über die beschlagnahmten server gab es einen "formlosen Verzicht".

Seine Entschuldigung sollten wir dennoch annehmen - die Wochen in Auslieferungshaft und die 5 Monate in Stadelheim waren sicher nicht bequem - auch wenn die Ausführungen des Verteidigers ("das schlimmste Untersuchungsgefängnis, das ich je gesehen habe") etwas übertrieben klangen.

Fazit: Ein weiterer Millionenbetrug wurde juristisch gewürdigt, ohne dass man eindeutig sagen könnte, dass sich Unrecht nicht lohnen würde in Deutschland. Viele ungeklärte Details werden bedauerlicherweise für immer im Dunkeln bleiben. Dazu gehört insbesondere das Verhalten der dänischen Firmen nach diesen Dialerfällen. Immerhin gilt als gesichert, dass die STT und Dialacom später - vereint mit dem Trafficsystem "Buxomatic" aus dem Umfeld des Dänen Jens H* - weiterhin Fallen im Internet aufstellten und dabei bewusst ein System einsetzten, dass den durch schärfere 0900-Gesetze verbesserten Verbaucherschutz umgehen sollte. Dafür wurde sogar öffentlich Werbung gemacht. Deutsche Gesetze? Das ist Dänen egal.

Was ist eigentlich aus den Ermittlungen gegen die HFM geworden? Der Beschuldigte hätte wohl kaum "freie Fahrt ins Ausland" gekriegt, wenn wegen des STT/HFM-Komplexes noch Ermittlungen laufen würden. Hätte dieser Sachverhalt nicht erschwerden hinzukommen müssen? Oder was ist aus der Sache mit STT und dem "Kfz-Kennzeichen-Abmahner" Michael H* geworden?

Schließlich hätte man noch fragen können, was die STT/Dialacom genau meinte mit ihrer im Internet noch abrufbaren Erklärung, wonach man vom deutschen Telco des Betruges bezichtigt wurde und daher der deutsche Telco nur Teile des Umsatzes ausbezahlt habe. Wenn der deutsche Telco im Wissen um betrügerisches Vorgehen Gelder nach Dänemark überwiesen hat, müsste man doch wegen des Verdachts der Geldwäsche ermitteln. Aber was soll's - so war das Urteil eben "recht und billig". Interessiert hat der Fall eh keinen mehr.

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