10.10.11

Abzocke mit Sex-Inkasso

Alles fing an mit einer Rechnung über 90 Euro, die Helmut F. eines Tages in seinem Briefkasten fand. Das auf den Britischen Jungferninseln ansässige Unternehmen RMI verlangte darin von einem Mann mit gleichem Nachnamen (aber anderem Vornamen) Geld für eine angeblich erbrachte „Telefon-Sexdienstleistung“. Nur: Ein Hans F. wohnt gar nicht bei ihm, Helmut F. kennt auch niemanden, der so heißt – und er selbst habe keine Telefonsexnummer angewählt, versichert er. Selbst die Handy-Nummer, über die die „Dienstleistung“ abgerufen worden sein soll, kenne er nicht.

Helmut F. tat erst mal, was ihm die Bonner Verbraucherzentrale empfahl: nichts. Er ignorierte die Rechnung, auch die Erinnerung, ebenso die erste und zweite Mahnung der mittlerweile zwischengeschalteten tschechischen Factoring-Firma Kaver Plus – auch wenn ihm dabei immer mulmiger wurde. Dann kamen die Mahnungen plötzlich von Allinkasso, ...

Immer wieder genannt werde auch das Postfach 1107 der TRC Telemedia in 36094 Petersberg. Hunderte Verbraucher hätten sich über unberechtigte Forderungen dieser Firmen beschwert. ...

Bei der Staatsanwaltschaft Fulda sind in den vergangenen Jahren mehr als 1000 Strafanzeigen von Verbrauchern eingegangen. Bislang habe man aber trotz intensiver Bemühungen in keinem einzigen Fall Betrug nachweisen können, so dass das mit wechselnden Namen auftretende Unternehmen mit vermutlich immer denselben Hintermännern noch nie angeklagt worden sei. „Man kann denen schlichtweg nicht ans Leder“, sagt Harry Wilke, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Das sei eine clevere rechtliche Konstruktion, ein Firmengeflecht. ...

Quelle und vollständiger Bericht: Kölner Stadt-Anzeiger

Es ist schon sehr seltsam, dass die Staatsanwaltschaft Fulda dem offensichtlich betrügerischen Treiben dieser Gauner kein Ende bereiten kann. Doch es wird von der Staatsanwaltschaft Fulda vielmehr der Eindruck vermittelt, dass ihr der Wille zum Einschreiten gegen diese Bande fehlt. Denn die clevere rechtliche Konstruktion, eines Firmengeflechts kann kein Hindernis sein. Das haben schon andere Staatsanwaltschaften bewiesen. Die Betrugskartell des Wiener Karussells ist/war ein weitaus größer Firmengeflecht und mit einer mindestens genauso cleveren rechtlichen Konstruktion. Dennoch sind in dem Fall die zuständigen Staatsanwaltschaften aktiv geworden. Im vergangenen Jahr geb es mehrere Razzien gegen mehrere beteiligte Firmen und Call-Center des Wiener Karussells und inzwischen müssen sich Beschuldigte bereits vor Gericht verantworten.