24.09.11

Angebliche „Verbraucherschützer“ wegen Betrug festgenommen

Im Laufe der Jahre 2010 und 2011 wurde eine Vielzahl vorwiegend älterer Menschen in ganz Deutschland Opfer von betrügerischen Gewinnversprechen. Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei Würzburg führen seit Jahresbeginn sehr umfangreiche Ermittlungen in einem Großverfahren wegen des Verdachts des banden- und gewerbsmäßig begangenen Betrugs zum Nachteil von Menschen im gesamten Bundesgebiet, die Opfer von betrügerischen Gewinnversprechen geworden waren und mit einer neuen Masche mutmaßlich erneut abkassiert wurden.

Haupttatverdächtige festgenommen – über 20 Objekte bundesweit durchsucht

Den Geschädigten waren zunächst größere Geldgewinne oder Oberklasse-Fahrzeuge telefonisch oder per Brief in Aussicht gestellt worden. Für den Erhalt dieser Gewinne, die letztlich nicht ausgezahlt wurden, waren dann allerdings Vorleistungen in Form von Geldzahlungen zu erbringen, die direkt auf Konten im Ausland gingen.

Die Tatverdächtigen im Focus der hiesigen Ermittlungen stehen im Verdacht, eine offenbar wirksame Strategie mit der Zielrichtung entwickelt zu haben, die bereits betroffenen Menschen nochmals um ihr Geld zu bringen. Denn die Tätergruppierung, die sich insbesondere aus technisch versierten Personen aus dem europäischen und asiatischen Ausland zusammensetzt, betrieb offenbar weit über den Ermittlungszeitraum hinaus Callcenter im In- und Ausland. Diese Callcenter sollen mit speziell für die Zwecke der Tatverdächtigen teils illegal erworbenen Datenlisten gespeist worden sein. Mit sogenannten Cold-Calls (Anrufe ohne vorherige Einwilligung des Betroffenen) traten die Agenten der Callcenter telefonisch an die zumeist älteren Menschen heran und boten ihnen „Schutz“ vor den illegalen Gewinnspielanbietern und deren Anrufen an. Außerdem versprach man rechtliche Unterstützung und Rechtsberatung, Löschung aus Adresslisten des illegalen Adressenhandels sowie den Eintrag in bestimmte Listen und man versandte Vordrucke für Widersprüche gegen Gewinnspielverträge.

Alle diese „Maßnahmen“ sollten laut den Callcenter-Agenten umfassenden Schutz vor allen weiteren Belästigungen bieten. Den Personen dürfte dabei bekannt gewesen sein, dass entgegen den Versprechungen keine Maßnahmen eingeleitet wurden. Die Geschädigten wurden damit wiederholt zur Kasse gebeten, ohne dafür irgendeine zählbare Gegenleistung zu erhalten. Waren sie nicht freiwillig zu der Zahlung auch aller versandten „Zweitrechnungen“, „Quartalsrechnungen“ und verschiedener „Mahnungen“ bereit, zögerte man nicht, mit Inkasso und justiziellen Vorgehensweisen zu drohen.

Gerade die von den mutmaßlichen Tätern offenbar bewusst und gezielt betrogenen älteren Menschen sahen sich diesen Vorgehensweisen oftmals hilflos gegenüber und zahlten wohl auch aus Angst vor den angedrohten Konsequenzen Beträge zwischen 29 und 156 Euro.

Für Rückfragen der Geschädigten stellten die Anbieter Telefonnummern zur Verfügung, unter denen über teure Hotlines Mitarbeiter des jeweiligen „Verbraucherschutzprojektes“ zu erreichen waren. Diese überzeugten die Geschädigten von der Wirksamkeit der Abschlüsse und von ihrer angeblichen „Zahlungsverpflichtung“.

Im Verlauf der langwierigen und umfangreichen Ermittlungen gelang es der Staatsanwaltschaft und der Kriminalpolizei Würzburg, unter Einbeziehung von Polizeidienststellen aus vier Bundesländern und Spezialeinheiten aus dem benachbarten europäischen Ausland, Maßnahmen gegen einen engeren Kreis von Haupttatverdächtigen zu betreiben und diese festzunehmen. Vier der Festgenommenen sitzen derzeit nach dem Erlass von Haftbefehlen durch den Ermittlungsrichter des Amtsgericht Würzburg in Untersuchungshaft. Darüber hinaus wurden insgesamt 24 Objekte durchsucht und dabei umfangreiches Beweismaterial sichergestellt.

Quelle: Gemeinsame Presseerklärung des Polizeipräsidiums Unterfranken und der Staatsanwaltschaft Würzburg