21.02.12

Warnung vor Teilnahme an dubiosen Gewinnspielen

Wer einmal in den Datenbanken dubioser Gewinnspiel-Firmen registriert ist, dessen Daten werden von unseriösen Anbietern weitergereicht und immer wieder zur Teilnahme aufgefordert. Die Schreiben der Gewinnspiel-Firmen üben teilweise einen hohen Druck auf die überwiegend älteren Adressaten der Schreiben auf, die sich nicht selten genötigt sehen, an den Veranstaltungen teilzunehmen, weil sie glauben, sonst bezahlen zu müssen. Im Kleingedruckten der Anschreiben folgt dann: "Aufgrund der großen Nachfrage unserer Teilnehmer, zeigen wir Ihnen in einer kurzen Präsentation Messe- und Reiseneuheiten."

Vor Ort folgen stundenlange Verkaufsveranstaltungen, in denen den alten Leuten überteuerte Waren angeboten werden, die sie nicht brauchen - wenn sie nicht sogar schädlich sind, wie dubiose Nahrungsergänzungsmittel für tausende von Euro. Um einen Bus zu füllen versenden die Firmen erfahrungsgemäß 10 000 Einladungen. "Im Durchschnitt gehen den Veranstaltern zehn Teilnehmer pro Kaffeefahrt auf den Leim. Dann haben die Betrüger ihr Scherflein im trockenen", erläutert ein Polizeisprecher.

In dem der Polizei derzeit vorliegenden Fall hatte ein 69-jähriger Sottrumer - ohne groß darüber nachzudenken, wie er der Polizei sagte - einer Gewinnspiel-Firma geantwortet. Die Erfahrung der Polizisten: "Befindet man sich erst einmal in den Datenbanken, werden die Daten an andere Gewinnspiel-Firmen weitergereicht. Auch von dort kommen dann Einladungen." So liegen dem Sottrumer derzeit gleich zwei Einladungen vor. Eine Reisefirma aus Salzburg offeriert dem älteren Herrn gleich mehrere Gewinne: "Bargeld, ein Reisegutscheinpaket und einen Golf oder als Alternative 25.000 Euro Bargeld." Dazu soll es ein Gratisessen geben, offerieren die Veranstalter.

Ein einfaches Essen bekommen die Teilnehmer zumeist, so die Polizei. Die attraktiven Gewinne allerdings gibt's nicht. Als die Teilnehmer einer Kaffeefahrt in einem Ortsteil Rotenburgs vor Jahren glaubten, ihnen werden 2000 Euro überreicht, waren es gerade mal zwei 1000 Lire-Scheine. Der Sottrumer erhielt nun neben der Einladung zur Kaffeefahrt nach Grasberg gleich noch eine zweite Einladung, die ein üppiges Fisch-Paket offeriert. Wenn man genau hinschaut, wird nur eine Gewinnchance über 1500 Euro eröffnet. Einen solchen Gewinn hat es aber, so die Erfahrung der Rotenburger Polizei, nie gegeben.

Die Senioren werden stundenlang einer minutiös geplanten Verkaufsveranstaltung ausgesetzt, bei der Rhetorik-Profis einen hohen Druck aufbauen. Die Folge ist, dass die Teilnehmer nicht mit einem Gewinn von 1500 Euro nach Hause fahren, sondern eine Heizdecke für diesen Preis bestellen, die es in besserer Qualität im Supermarkt für unter 100 Euro gegeben hätte. Infolge des perfiden Drucks bestellen auch Teilnehmer, die sich fest vorgenommen hatten nichts zu kaufen. Gerade ältere Menschen halten diesem Druck nicht stand. Deswegen fordert die Polizei eindringlich, die betrügerischen Gewinnspiel-Einladungen einfach in den Papierkorb zu werfen. Ein Tipp übrigens, den die Polizei auch dem Sottrumer Senior gab.

Das zuständige Ordnungsamt für die Verkaufsveranstaltung am Veranstaltungsort wusste übrigens nichts. Dort war die Veranstaltung als "Wanderlager" gemäß Gewerbeordnung nicht angemeldet worden.

Quelle: Polizeiinspektion Rotenburg