17.07.09

Mega-Downloads.net: Nadelstich in die Zentrale der Abzockmafia

Über Mega-Downloads wurde in den zurückliegenden Tagen und Wochen viel in Foren und Blogs geschrieben und diskutiert. Über die aktuelle Entwicklung informiert eine Pressemitteilung auf der Webseite von GoMoPa.

Die Operationszentrale der Internetmafia

Versteckt im Teutoburger Wald im Kurort Vlotho (8.000 Einwohner) an der schönen Weser (man kuriert hier Darmleiden) hat eine Art "Internet-Mafia" ihre Zentrale für ihr "operatives Geschäft" installiert.

Die Adresse lautet Mindener Straße 118 in 32602 Vlotho (Nordrhein-Westfalen). Das Haus: ein weißes doppelstöckiges Bürogebäude vor einer Kuhweide. Auf dem Weg dahin muss man einen Trecker nach dem anderen überholen. Am Eingang vier nichts sagende Firmenschilder: BWL Letter & Support GmbH, WEB Gesellschaft für Forderungseinzug mbH, VWL Verwaltungs gmbH und BWL Service GmbH & Co. KG. Wer arbeitet hier und warum?

Nach einer Polizeirazzia am letzten Montag wegen Geldwäsche und Betruges, bei der fünf Beamte im Auftrag der Staatsanwaltschaft Hannover für Organisierte Kriminalität alle Firmendaten und den Geschäfts- und E-Mail-Verkehr auf CDs brennen ließen und mitnahmen, fasste ein Mitarbeiter Mut und packte gegenüber dem Finanznachrichtendienst www.gomopa.net aus.

"70 % aller deutschsprachigen Bezahlseiten wickeln über uns von Vlotho aus ihr operatives Geschäft ab", erzählt der Mitarbeiter. Dabei geht es um Rechnungen, Mahnschreiben, Widersprüche und Kontoführung für die österreichisch-arabisch-rumänischen Seiten Mega-Downloads.net, Firstload, Mymovies, Networx, netarena, 1000gratisproben, Antivir, Z4-Gewinner und ihre Ableger.

Interpol untersucht die Geldflüsse nach Wien und Dubai

Die deutschen Kripobeamten ließen durchblicken, dass alle beschlagnahmten Daten auch an die Kollegen von Interpol gehen, die sich insbesondere für die Finanzströme von Deutschland an die Finanzzentrale in Wien ( Österreich) oder auf Konten in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) interessieren.

Allein die Bezahlseite Firstload, die dem Österreicher Dr. Robert Fritzmann (50) gehört, nimmt laut dem Mitarbeiter im Jahr 25 Millionen Euro ein. Chefeintreiber für Firstload ist die Vlothoer WEB Gesellschaft für Forderungseinzug mbH. Chefin ist Heike Babenhauserheide (44) aus Kalletal bei Vlotho. Die Firma sitzt im Erdgeschoss des Bürohauses. Ein Stockwerk höher sammelt die BWL Letter & Support GmbH ein vielfaches Mehr von Internetopfern für Mega-Downloads.net ein. Ihr Chef ist Frank Babenhauserheide (45), Heikes Ehemann.net

GoMopa: Wieviel Geld nimmt Mega-Downloads.net ein?

Insider: "An Spitzentagen 10.000 Euro."

GoMoPa: Wer verdient was?

Insider: "Die normalen Mitarbeiter wurden meist vom Arbeitsamt geschickt. Sie bekommen je nach Teil- oder Vollzeitjob bis zu 1.200 Euro brutto im Monat. Die Geschäftsfüher erhalten etwa 2.500 Euro brutto. Außerdem dürfen sie sich 7 Prozent vom eingehenden Geld als Provision entnehmen, netto. Um die Steuern kümmert sich unser Steuerberater Ralf Hasenbäumer aus der Südfeldstraße in Hiddenhausen. Er ist auch eine Art Rechtsbeistand in allen Firmen-Belangen."

GoMoPa: Was kommt denn da an Provisionen für einen Geschäftsführer zusammen?

Insider: "Das kommt darauf an, wie viele Konten er auf seinen Namen angemeldet hat und wie viel Geld darüber abgewickelt wurde. Claus Frickemeier (42) aus Herford zum Beispiel, der unsere erst im Dezember gegründete Ableger-GmbH L & H in Hannover geleitet hatte und dem im Mai 2009 fristlos gekündigt wurde, hatte in dieser Zeit für die Betreuung von vier Konten in Herford und Hannover eine Provision von 75.000 Euro kassiert. Das weiß ich so genau, weil unser Anwalt diese jetzt zurückfordert."

GoMoPa: Was hat Frickemeier falsch gemacht?

Insider: "Er hat zu viele Fragen gestellt. Zum Beispiel wollte er von unserem Chef, Frank Babenhauserheide, wissen, warum auf einem unserer Internetserver eine Exeltabelle abgelegt war, in der alle 500 Anzeigen und Verfahren stehen, die gegen Frank Babenhauserheide, gegen unsere Büroanmieterin Bennette Buchwald in Hannover oder den Geschäftsführer unserer Inkassofirma Collector, Bernd Rogalski, in Herford vorliegen. Auch Verena Laub, die Freundin von Herrn Frickemeier wurde entlassen, weil sie sich weigerte, unserem Anwalt eine Generalvollmacht für die Konten der L & H auszustellen."

GoMoPa: Wer gibt denn die Anweisungen?

Insider: "Der Chef für die Geschäftszentrale in Vlotho und unsere Ableger in Herford, Kalletal, Bad Salzuflen und Hannover ist Frank Babenhauserheide. Er war schon im ZDF. Das Magazin hat mal einen Bericht über Inkasso-Unternehmen gedreht und hat Frank Babenhauserheide einen Tag begleitet. Unsere richtigen Chefs sitzen allerdings in Wien. Frank Babenhauserheide nennt sie immer die Gebrüder Fritzmann, obwohl es sich um Vater und Sohn handelt. Dr. Robert Fritzmann und sein Sohn Valentin (25) sind schon öfter bei uns in Vlotho gewesen. Vor kurzem waren sie aber auch in Herford bei unserer Firma Collector und haben viele Stunden mit Frank Babenhauserheide und Bernd Rogalski, dem Geschäftsführer von Collector, über die Krise beraten."

GoMoPa: Welche Krise meinen Sie?

Insider: "Na mit unserer neuen L & H GmbH. Wir wollten expandieren. Die L & H sollte unsere neue Abrechnunszentrale und unser neues Callcenter in der Färberstraße 3 in Hannover werden. Aber dann kündigte uns im Februar 2009 die Sparkasse Herford das Konto, weil in einem Monat 500 Buchungen eingingen und das Konto auf 250.000 Euro angewachsen war. Frank Babenhauserheide beruhigte uns, die Banken hätten mit Internetfirmen immer Probleme und hätten bei den vielen Buchungsvorgängen kaum Gewinne. Herr Frickemeier, der Geschäftsführer, hatte ja zum Glück noch drei weitere Konten bei der Deutschen Bank Hannover, der Dresdner Bank Hannover und der Sparkasse Hannover eingerichtet. Doch plötzlich teilte die Deutsche Bank Anfang Juni 2009 mit: Das Konto ist gepfändet. Gläubiger ist die Staatsanwaltschaft Hannover. Die Staatsanwaltschaft fror alle Konten der L & H ein. Unsere Anwalt hat Beschwerde bei der Staatsanwaltschaft eingelegt und wird die Banken verklagen. Wir haben weiterhin Mahnbriefe an die Kunden verschickt. Vier Wochen später kam die Steuerprüfung ins Haus und jetzt das LKA."

GoMoPa: Wohin flossen denn die Gelder, wenn sie nicht eingefroren waren?

Insider: "Also das läuft so ab. Unsere ganzen GmbHs in Vlotho wurden auf Anweisung der Gebrüder Frizmann, wir nennen sie so, gegründet. Sie gaben die Namen vor wie BWL oder VWL oder L & H, die eigentlich keine Bedeutung haben, aber bei einer Google-Suche unendlich viele Einträge hervorzauberten. Dann schickten sie ihren Treuhänder. Das ist Helmut Steffel (25) aus Wien. Er ist der handelsrechtliche Geschäftsführer von Mega-Downloads.net und kam auch zur Gründung der L & H von Wien nach Hannover geflogen. Er bringt das Geld für die Firmengründung und für den Eintrag ins Handelsregister mit. Die Geschäftsführer werden danach ausgesucht, ob sie geeignet sind, bei mehreren Banken Konten zu eröffnen. Die Passwörter für das Internetbanking müssen sie an den Hauptbuchhalter der Gebrüder Fritzmann durchgeben. Das ist ein Reinhard Pils in Wien. Der ist auch der Buchhalter von der Firma InQnet, die Valentin Fritzmann gehört. Über Pils hat Fritzmann vollen Zugriff auf jedes Konto. Manchmal weist Frank Babenhauserheide aber auch die Geschäftsführer an, ein paar Hunderttausend Euro direkt auf Konten von unseren Firmen in Dubai zu überweisen."

Quelle und vollständige Pressemitteilung - GoMoPa

Auch die Neue Westfälische Zeitung berichtet über den aktuellen Stand der Ermittlungen.

Die Spur führt nach Herford: Niedersächsische Schwerpunktermittler nehmen Firmengeflecht wegen Geldwäsche-Verdacht ins Visier

Wie hoch sind die Einnahmen, die Betreiber der dubiosen Internet-Seite Megadownload über Inkassodienste wie das Herforder Unternehmen Collector erwirtschafteten?

Offenbar kommen bei dieser Mahn-Masche binnen kürzester Zeit hohe fünfstellige Beträge zusammen. Das zumindest lassen aktuell Ermittlungen der Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität in Hannover gegen das Inkasso-Unternehmen L&H - den mutmaßlichen Nachfolger von Collector - vermuten. Die Ermittlungen führen wieder bis in den Kreis Herford: "Wir ermitteln wegen des Verdachts der Geldwäsche und der Beihilfe zum gewerbsmäßigen Betrug", erklärte Oberstaatsanwalt Manfred Knothe. Drei Kreditinstitute hatten die Ermittler nach Verdachtsanzeigen auf die Spur gebracht.

Geschäftsführer des Inkasso-Unternehmens, das genau so wie die Herforder Firma Collector arbeitet, ist ein Mann aus Vlotho.

Wie berichtet hatte die Staatsanwaltschaft Bielefeld Ermittlungen gegen Vertreter des Unternehmensgeflechts eingestellt. Parallel wurde von der Staatsanwaltschaft Detmold gegen eine 44-jährige Geschäftsführerin Betrugs-Anklage erhoben. Die Frau war von Bad Salzuflen aus für zweifelhafte Internet-Seiten tätig, die Kunden Filmangebote offerierten. In Expertenkreisen wird vermutet, dass das Firmengeflecht wegen der Ermittlungen seine Aktivitäten von Ostwestfalen schließlich ins niedersächsische Hannover verlegte. Vielleicht in der Hoffnung, in Ruhe weiter arbeiten zu können.

Quelle und vollständiger Bericht: Neue Westfälische - nw-news.de

Derweil ist die Staatsanwaltschaft weiter auf der Suche nach Opfern, die von der Firma L&H GmbH Mahnschreiben für die angebliche Nutzung von Mega-Downloads.net erhalten haben. Betroffenen wenden sich in dem Fall bitte direkt an die Staatsanwaltschaft in Hannover. Die Anschrift lautet:

Staatsanwaltschaft Hannover
Postfach 109
30001 Hannover
Das Aktenzeichen lautet 5302 Js 41769/09