Inkassounternehmen ziehen für Gläubiger offene Rechnungen bzw. geschuldetes Geld ein. Zunehmend wird auch in diesem Bereich Missbrauch betrieben, so die Erfahrungen der Verbraucherzentralen. "Verstärkt stellen wir fest, dass immer mehr unseriöse Inkassounternehmen Briefe verschicken und mit Drohungen und zum Teil fragwürdigen Methoden zwielichtige oder gar unberechtigte Forderungen eintreiben", so Carmen Gahmig, Rechtsreferentin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.
In einer gemeinsamen Aktion sagen die Verbraucherzentralen diesen Machenschaften jetzt den Kampf an. Ab sofort bis 30. September sammeln sie in ihren Beratungsstellen systematisch die Erfahrungen von Betroffenen mit Inkassounternehmen und werten diese aus. Sie überprüfen, ob die Forderungen berechtigt sind und unterstützen Ratsuchende dabei, unberechtigte Forderungen oder überzogene Kosten abzuwehren. Bislang fehlen gesetzliche Grundlagen und eine effektive Aufsicht. Mit den Ergebnissen der Erhebung wollen sich die Verbraucherzentralen für Verbesserungen in diesem Bereich stark machen.
Ein aktuelles Beispiel:
In einem derzeit massenhaft verschickten Schreiben macht ein Unternehmen namens "Inkaso Zastita" mit Sitz in Kroatien insgesamt 177 Euro für angebliche Ansprüche einer Firma "Teleglück Gewinnspiel-Service Teleglück GmbH" mit Sitz in Berlin geltend. Gegen einmalige Zahlung von 118,- Euro zuzüglich 15,- Euro Gebühren will man jedoch auf weitere Zahlungen und Schritte verzichten. Und zugleich wird unterschwellig gedroht: "Wir werden unsere weitere Tätigkeit Ihrer Haltung anpassen müssen." Dem Schreiben beigefügt ist ein Überweisungsträger für eine Anweisung an eine slowenische Bank.
Immer mehr Beschwerden
Immer häufiger wenden sich Ratsuchende an die Beratungsstellen der Verbraucherzentrale, die ähnlich aufgemachte Inkassoschreiben erhalten. In den Briefen werden unklare oder sogar unberechtigte Forderungen zum Beispiel aufgrund von Internet-Abofallen, Gewinnspielen, untergeschobenen Vertragsschlüssen am Telefon oder als Forderungen von Drittanbietern aus den Telefonrechnungen geltend gemacht. Oftmals sind diese Schreiben so gestaltet, dass sie die Betroffenen bewusst einschüchtern, um sie zur Zahlung zu bewegen. Es werden Paragrafen und Urteile zitiert, auf drohende Zwangsvollstreckungsmaßnahmen wie Kontopfändung und Gerichtsvollzieherbesuch verwiesen oder mit Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung gedroht. Die Betroffenen können aus dem Inkassoschreiben meist nicht nachvollziehen, wer der eigentliche Forderungsinhaber sein soll, ob die Firma ordnungsgemäß bevollmächtigt ist und ob überhaupt eine Geld-empfangsvollmacht vorliegt. Schaut man sich die einzelnen Kostenpositionen in einer Forderungsaufstellung an - soweit diese überhaupt vorhanden ist - dann kann man sich über einzelne "Phantasiegebühren" nur wundern.
Diesen unseriösen Firmen wollen die Verbraucherzentralen mit ihrer Aktion das Handwerk legen. Wer fragwürdige Forderungen von Inkassobüros erhält, sollte sich an die örtlichen Beratungsstellen der Verbraucherzentrale wenden. Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz auf Grund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. |