04.12.10

Betrug: mit Kündigungsmasche Millionen ergaunert

So ein „Gewinnspieleintragungsdienst“ kann ganz schön reich machen. Sechs Millionen Euro haben rund 70.000 Bürger gezahlt. Alles (banden- und gewerbsmäßiger) Betrug, hält das Landgericht Essen der 30-jährigen Rhaderin Nicolette C. und dem 26-jährigen Duisburger Vedat Ö. jetzt vor. Ein Jahr lang, bis April 2010, sollen sie mit diversen Strohleuten, mehreren Gesellschaften, Call-Centern in der Türkei und der Hilfe eines Rechtsanwaltes die Betrogenen unter Druck gesetzt haben.

Die Geldeintreibung lief laut Anklage so ab: Der Duisburger besorgte sich Kundendaten aus Adress-Banken. Diesen „Kunden“ teilte er mit, sie hätten an einem Gewinnspieleintragungsdienst teilgenommen, leider aber die Kündigungsfrist versäumt. Deshalb müssten sie noch zahlen: 89 Euro (Win-Express), 95,70 Euro (Extrawin.tv) oder 149,70 Euro (Eurowin 24). Sollten sie die Zahlung verweigern, müssten sie mit der Einschaltung von Inkasso-Diensten, Rechtsanwälten oder Schufa-Eintragungen rechnen.

Tatsächlich hatten die angerufenen Personen aber nicht an dem Dienst teilgenommen. Bei einigen Produkten habe es sich lediglich um bloße Fassaden gehandelt.

Und wie kommt man an die Daten der Geschädigten? Ihnen wurde vorgespiegelt, sie müssten zur Wirksamkeit der „Kündigung“ ihre Daten nochmals eingeben. Anschließend wurden von Call-Center-Agenten „Voice File“ erstellt, die eine aus dem Kontext gerissene Zustimmung des Geschädigten zum Lastschrifteinzug dokumentieren sollten. Die erhielten anschließend eine verklausulierte „Auftragsbestätigung“ und die angegebenen Beträge wurden abgebucht.

Die Rhaderin soll dabei als Geschäftsführerin tätig gewesen sein und Personalführung, Buchhaltung und Korrespondenz mit Geschäftspartnern als Aufgabe gehabt haben.

3,32 Millionen Euro buchten die Geschädigten allerdings zurück. Daraufhin ließ der Duisburger sie durch einen (anderweitig verfolgten) Rechtsanwalt mahnen, und zahlreiche Geschädigte zahlten. Zum Schluss seien die Kundenstämme, teilweise unterstützt von der Rhaderin, weiterverkauft worden.

Quelle: Marl Aktuell