Dass es immer noch dreister geht - man glaubt es kaum. Die Kriminalpolizeiinspektion Traunstein bearbeitet derzeit ein umfangreiches Verfahren mit Tausenden von Betroffenen, die in den letzten Monaten Post mit „Hilfsangeboten“ gegen unseriöse Werbeofferten bekommen haben. Dabei stammen viele dieser Werbeangebote und betrügerische Gewinnversprechen von den nun „Hilfeleistenden“ selbst. Die Betroffenen sollen ein zweites Mal abkassiert werden!
Meist sind ältere Mitmenschen betroffen, deren Adressen und Telefonnummern von kriminellen Gruppen wie wild im Internet getauscht und in Foren gehandelt werden. Die Daten werden zum Teil auch aus Telefonbucheinträgen entnommen, wobei sich die Täter oft an Vornamen orientieren, die seit einigen Jahrzehnten nicht mehr so gebräuchlich sind und auf ältere Menschen hindeuten. Betrügereien aller Art sind die Folge, wobei unseriöse Werbeangebote und auch betrügerische Gewinnversprechen mit beispielsweise im Vorfeld nötigen „Gebühren“ schon länger in Umlauf sind.
Noch dreister ist die Masche, mit der es derzeit die Kriminalpolizeiinspektion Traunstein zu tun hat und die sich auch über Bayerns Grenzen hinaus gerade besonderer Beliebtheit erfreut. Zum Teil handelt es sich bei den Tätern um die gleichen Betrüger, die auch schon mit unseriösen Werbeangeboten oder Gewinnversprechen Geld gemacht haben. Und zum Teil wird der zuvor schon verwendete Adressenpool nochmals herangezogen, sprich - die gleichen Leute werden nochmals angesprochen und ausgenommen. Bei der jetzigen Variante präsentieren sich die Täter als fachlich kompetente Ansprechpartner, um Belästigungen und Betrügereien zu unterbinden.
So werden beispielsweise den Opfern von Telefonbetrügereien sogenannte „Telefonblocker“ für knapp 150 Euro angeboten, die unerwünschte und auch betrügerische Anrufe erkennen sollen und gleich auf technische Art und Weise verhindern, dass überhaupt eine Verbindung mit dem Opfer zustande kommt. Jedoch sind die hier angebotenen Filter, wenn sich in ihnen überhaupt eine funktionstüchtige Elektronik befindet, meist nicht in der Lage die über ausländische Callcenter und mit ständig wechselnden Telefonnummern agierenden Anrufe auszusortieren. Ein Gutachten der Bundesnetzagentur bescheinigt zudem, dass die in diesem Verfahren betroffenen Boxen in Deutschland gar nicht zugelassen sind und der Betrieb nicht erlaubt ist.
Etwas billiger ist es, wenn man nach einem Telefonat der Zusendung von völlig wertlosem Papierkram gegen eine Nachnahmegebühr von 85 Euro zustimmt. Die Betrüger rufen an, geben sich als Dienstleistungsunternehmen für rechtliche Belange aus und gaukeln vor, dass noch offene Forderungen bei Gewinnspielbetreibern oder anderen Telemarketingfirmen bestehen würden. Die Täter geben sich dabei auch schon mal als Notar, Staatsanwalt oder Rechtsanwalt aus. Auch mit dem Gerichtsvollzieher wird gedroht. Gleichzeitig liegt die Lösung aber schon parat: umfangreiche rechtliche Informationen und Beratung zu Vertragsauflösungen. Nach telefonischer Bearbeitung werden die Unterlagen gegen eine Nachnahmegebühr in Höhe von 85 Euro zugestellt. Ist der Brief da, folgt auch schon die Ernüchterung. Fachlich absolut untaugliches und in großen Teilen einfach unrichtiges Rechts-Kauderwelsch ist darin enthalten.
Dass von den Betrügereien viele Personen betroffen sind, zeigen die Ermittlungen der Kriminalpolizei. In einem Fall wurde beispielsweise eine Geschädigte durch wiederholte Zahlungen per Lastschriftverfahren, Auslandsüberweisungen und noch anderen Zahlungsarten um ihr komplettes und mühsam Erspartes gebracht.
Über 7.000 Geschädigte dürften allein in dem jetzt zu bearbeitenden Verfahren betroffen sein. Die bereits seit Monaten laufenden Ermittlungen haben nun das Ausmaß der Betrügereien ans Licht gebracht.
Tipps der Polizei
- Besonders ältere Menschen werden kontaktiert und mit Anrufen nahezu bombardiert. Viele Alleinlebende fühlen sich dabei hilflos, sollten sich aber nicht scheuen in der Familie, bei der Polizei oder bei Verbraucherschutzorganisationen Hilfe zu suchen und sich beraten zu lassen.
- Das beste Mittel ist Auflegen! Auf keine Diskussion einlassen und lieber einmal unhöflich wirken, als sich in Gefahr zu begeben.
- Kontoverbindungsdaten sollten niemals telefonisch preisgegeben werden und schriftlich nur nach genauer Prüfung.
- Auf keinen Fall sollten Betroffene zwielichtige Nachnahmesendungen bezahlen, sondern diese einfach ungeöffnet zurückgehen lassen!
- Sollten ständig betrügerische Telefonanrufe eingehen, so ist diese Nummer wohl unter Betrügern schon mehrfach weitergegeben worden. Hier muss man ernsthaft über einen Wechsel der eigenen Telefonnummer nachdenken.
Weitere Tipps sind auch bei den kriminalpolizeilichen Fachberatern zu bekommen, die bei jeder Kriminalpolizeiinspektion zu erreichen sind. Hier kann beispielsweise auch ein Termin mit speziellen Seniorenberatern vereinbart werden. Dabei handelt es sich überwiegend um pensionierte Polizeibeamte, die auch Vorträge vor Seniorengruppen halten.
Informationen dazu erhalten Sie auch im Internet unter: ProPK - Kriminalpolizeiliche Prävention des Bundes und der Länder
Quelle: Bayerische Polizei