Beamte des Landeskriminalamtes für Computerkriminalität und Urheberrechtsverletzungen (LKA 54) haben zusammen mit der Staatsanwaltschaft Hamburg zwei Haftbefehle und ingesamt 70 Beschlüsse vollstreckt. Den beiden 27- und 30-jährigen Hauptbeschuldigten wird vorgeworfen, mehrere tausend Geschädigte durch sogenannte "Abo-Fallen" betrogen und einen Gesamtschaden von fast 5 Millionen Euro verursacht zu haben. Seit Mitte 2009 erstatteten mehrere tausend Geschädigte in Deutschland Strafanzeigen bei den jeweils zuständigen Staatsanwaltschaften, da sie Rechnungen von 60 bis 80 Euro für angeblich von ihnen abgeschlossene, kostenpflichtige Abo-Verträge erhalten hatten. Den Anzeigenden wurden zum großen Teil auch Inkassoaufforderungen zugestellt. Für die Einstellung der Abo-Seiten im Internet war ein Geflecht aus neun arbeitsteilig agierenden Unternehmen verantwortlich. Diese Firmen hatten ihren Sitz in Hamburg und Lüneburg (Niedersachsen). Auf den Internetseiten wurden Programme angeboten, die grundsätzlich oder zumindest als Testversion kostenfrei hätten bezogen werden können. Den Beschuldigten war es durch die Rechteinhaber nicht gestattet worden, diese Programme wirtschaftlich zu nutzen. Es besteht der Verdacht der Urheberrechtsverletzung. Die Vielzahl der Anzeigenerstatter gab an, dass auf den Internetseiten kein Kostenhinweis vorhanden war oder dieser bewusst durch die Beschuldigten verschleiert wurde. Somit besteht der Verdacht des gewerbsmäßigen Betruges. Die Ermittlungen des Landeskriminalamtes führten auf die Spur eines 27-jährigen Lüneburgers, der zusammen mit dem 30-jährigen weiteren Hauptbeschuldigten, sechs Strohleute als Geschäftsführer eingesetzt hatte. Um die strafrechtlichen und zivilrechtlichen Ansprüche zu erschweren, wurden die Firmen, Konten und Büroräume bereits nach kurzer Zeit wieder geschlossen. Über 65.000 Geschädigte zahlten nach Mahnungen und Inkassoforderungen nahezu 5 Millionen Euro auf die Konten der Beschuldigten ein. Bei den Durchsuchungen in Hamburg, Berlin, Frankfurt, Würzburg, Süderlügum und Lüneburg vollstreckten die Ermittler zwei Haftbefehle und arrestierten knapp 1,5 Millionen Euro. Zudem wurde umfangreiches Beweismaterial sichergestellt, welches noch ausgewertet werden muss. Die Ermittlungen des Landeskriminalamtes dauern an. Die beiden Beschuldigten wurden nach ihrer Verhaftung dem Haftrichter zugeführt, die Haftbefehle wurden erlassen. |
Quelle: Pressestelle Polizei Hamburg
Update: 08.02.2011
Die zuvor in der Pressemitteilung der Polizei erwähnten neun Firmen aus Lüneburg und Hamburg sind inzwischen nicht mehr im Internet präsent. Betroffen sind die folgenden Unternehmen und Personen:
- Belleros Premium Media Limited
Amtsgericht Hamburg HRB 107736
Geschäftsführer: Stephanie Schneider
Prokura: Sascha Schüßler
- Online Premium Content Limited
Amtsgericht Hamburg HRB 106464
Geschäftsführer: Rolf Schünemann
- OA Online Abrechnungen GmbH
Amtsgericht Hamburg HRB 110893
Geschäftsführer: Marcel Kalinowski
ehem. Geschäftsführer: Michael Hopp
- Online Downloaden Service Ltd.
Amtsgericht Hamburg HRB 109495
Geschäftsführer: Michael Bardenhagen
Prokura: Sascha Schüßler
- OFA Online Factoring GmbH
Amtsgericht Hamburg HRB 111116
Geschäftsführer: Marcel Kalinowski
- FastCom Solutions GmbH
Amtsgericht Lüneburg, HRB 202161
vorher Velaria Content & Communities GmbH
Geschäftsführer: Wilhelm Mendel
Prokura: Sascha Schüßler
- Zahl-Doch-Einfach Gesellschaft für Inkasso & Forderungsmanagement mbH
Amtsgericht Lüneburg, HRB 202242
Geschäftsführer: RA Sven Schulze
- Xia Verwaltungs-GmbH
Amtsgericht Hamburg, HRB 111072
Geschäftsführer: David Benjamin Simanowski
- Varelia Dienstleistungen GmbH
Amtsgericht Charlottenburg, HRB 124198B
Geschäftsführer: Rolf Schünemann)
Bei den beiden Hauptbeschuldigten soll es sich einem Bericht von Heise zufolge um die Herren Sascha Schüßler und David Simanowski handeln.