Bei der Aufarbeitung der betrügerischen SMS-Geisterchats im Flensburger Werftkontor ist die Staatsanwaltschaft offenbar auf die Zielgerade eingebogen. "Wir stehen kurz vor Abschluss unserer Ermittlungen", so Behördensprecher Uwe Wick. Es geht ums virtuelle Treiben im verschachtelten Firmenimperium des Flensburgers Dirk W. - nach Überzeugung der Ermittler die zentrale Gestalt in einem Geschäftsmodell, das mehr oder minder arglose Telefonsex-Kunden für teures Geld mit billigen Lügengeschichten abspeiste. Hinter liebestollen Damen, die sich per Zufalls-SMS auf tausenden deutscher Handy meldeten, standen nach Erkenntnissen der Ermittler professionelle Animateure beiderlei Geschlechts. Ihr einziger Job bestand darin, um jeden Preis im falschen Spiel zu halten, wer auf die Lock-SMS angebissen hatte. Ein Bombengeschäft offenbar. Oberstaatsanwalt Wick schätzt die Schadenssumme, die zwei für das Flensburger Mintnet-Imperium freigestellte Kollegen zusammengetragen haben, auf mittlerweile gut 70 Millionen Euro! ....
Von Flensburg aus wurden die Ermittlungen bis nach Bayern ausgeweitet. Wick spricht von einem "Pilotprojekt". Niemals zuvor habe es eine so konzentrierte Aktion der Strafverfolgzungsbehörden gegen die oft in rechtlichen Grauzonen operierenden "Mehrwert-Dienstleister" gegeben. Ermittelt wird mittlerweile gegen 150 Beschuldigte bundesweit. Als Indiz dafür, wie kritisch die Lage ist, lässt sich die Fortdauer der Untersuchungshaft für jetzt noch drei Hauptverdächtige interpretieren. Anträge auf Haftverschonung wurden abgelehnt: Fluchtgefahr. Dirk W. unterhält ein schönes Anwesen auf Thailand, heißt es. Allemal besser, als eine langjährige Haftstrafe abzubrummen. |