12.11.09

Firmenbestatter übernimmt insolvente Inqnet Games-Tec

Schlechte Nachrichten für die Gläubiger der Inqnet Games-Tec GmbH. Diese werden wohl leider auf ihren Forderungen sitzen bleiben und leer ausgehen. Aus einer Mitteilung, welche der Redaktion in Kopie zur Verfügung gestellt wurde, geht hervor, dass die Forderungen gegen die Inqnet Games-Tec GmbH abgelehnt werden. Zur Begründung wird in der Mitteilung angegeben, dass die Geschäftsanteile an die Astromedia Limited veräußert und der Verwaltungssitz nach London verlagert wurde. In den letzten Schreiben war im Briefkopf der Inqnet Games-Tec GmbH als Zusatz ein Hinweis auf die Astromedia Ltd. vorhanden.

InQnet Games-Tec GmbH
c/o Astromedia Ltd. 196 High Road, N22 8 HH London

Bei der Astromedia Ltd. handelt es sich um ein Unternehmen, dass der Firmenbestattung dient und zur sogenannten Berliner Juricon-Bande gehört.

Neu an der Masche mit den betrügerischen Firmenbestattungen ist, dass die maroden Unternehmen an britische Briefkastenfirmen verkauft werden. Diese sind kurz nach der Übernahme dann selber Insolvent. So auch bei der Astromedia Ltd., die zuvor Valentin Fritzmanns Firma InQnet Games-Tec GmbH übernommen hatte. Die Astromedia Ltd. befindet sich laut britischem Handelsregister derzeit in Auflösung: "Company in a pre-dissolution state". Trozdem werden von ihr weitere marode Unternehmen übernommen. Inzwischen ist die Astromedia Ltd. alleiniger Gesellschafter von fünf Firmen. Nachfolgend ein paar aktuelle Beispiele, welche die Vorgehensweise der Gauner dokumentiert.

ProVenum GmbH
c/o AIDA Wirtschaftsdienste GmbH (siehe weiter unten)
Kurfürstenstraße 79
10787 Berlin
Amtsgericht: 70049 Stuttgart (HRB 109011)
Geschäftsführer: Winfried Piltz, Berlin, *01.09.1943
Insolvenzantrag! beim Amtsgericht Stuttgart, Aktenzeichen 6 IN 398/09

Amtsgericht Stuttgart
6 IN 398/09 

Der Antrag der ProVenum GmbH, c/o Astromedia Ltd., 196 High Road, Wood Green, London, N22 8HH, (AG Stuttgart, HRB 109011), über ihr Vermögen das Insolvenzverfahren zu eröffnen wurde kostenpflichtig zurückgewiesen. Die Kosten des Verfahrens trägt die Antragsstellerin gem. § 4 InsO, 91 ZPO.

Gründe: Herr Winfried Piltz hat mit Schreiben vom 17.03.2009 (Eingang: 01.04.2009) die Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen der ProVenum GmbH beantragt. Nach Angaben des Herrn Piltz wurde durch Gesellschafterbeschluss vom 27.02.2009 der Verwaltungssitz der Gesellschaft nach London verlegt und er zum neuen Geschäftsführer bestellt. Laut Handelsregisterauszug des Amtsgerichts Stuttgart, HRB 109011 ist die ProVenum GmbH mit Sitz in Heilbronn eingetragen und wird durch den Geschäftsführer Robert Berg vertreten. Ob die Sitzverlegung nach London und die Geschäftsführerbestellung wirksam sind, kann nicht überprüft werden. Jedenfalls war die Zuständigkeit des Amtsgerichts Stuttgart -Insolvenzabteilung- zu keinem Zeitpunkt gegeben. Dieser Sachverhalt wurde dem Antragssteller mit Schreiben vom 07.04.2009 mitgeteilt. Gleichzeitig wurde er aufgefordert, seine Bestellung zum Geschäftsführer nachzuweisen und einen Verweisungsantrag an das örtlich zuständige Gericht zu stellen. Eine Antwort auf dieses Schreiben ist bisher nicht eingegangen, so dass der Insolvenzantrag kostenpflichtig zurückzuweisen war. ...

artograv Kunststoff- und Lasertechnik GmbH
Lindengarten 12-14
73265 Dettingen unter Teck
Amtsgericht: 70049 Stuttgart (HRB 231715)
Geschäftsführer: Klaus Hoben, Berlin, *28.09.1940,
Insolvenzantrag! beim Amtsgericht Stuttgart, Aktenzeichen 6 IN 582/09

Amtsgericht Stuttgart
6 IN 582/09 

Das Insolvenzverfahren über das Vermögen der artograv Kunststoff- und Lasertechnik GmbH, c/o Astromedia GmbH, 196 High Road, Wood Grenn, N22 8HH London, GROSSBRITANNIEN (AG Stuttgart, HRB 231715), vertreten durch: Klaus Hoben, (Geschäftsführer), über ihr Vermögen das Insolvenzverfahren zu eröffnen wurde mit Beschluss vom 9. Juni 2009 kostenpflichtig zurückgewiesen. Die Kosten des Verfahrens trägt die Antragsstellerin gem. § 4 InsO, 91 ZPO. ...

Nachdem der Antrag der Gauner vom AG in Stuttgart abgelehnt wurde, hat man einfach in Esslingen einen zweiten Insolvenzantrag gestellt.

Az.: 1 IN 218/09

Amtsgericht Esslingen

Beschluss vom 04.11.2009 

Über das Vermögen der

artograv Kunstoff- und Lasertechnik GmbH, Lindengarten 12-14, 73265 Dettingen (AG Stuttgart, HRB 231715), vertreten durch:
Klaus Hoben, (Geschäftsführer),  derzeit unbekannten Aufenthalts

wird wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung  heute, am 04.11.2009, um 08:00 Uhr das Insolvenzverfahren eröffnet.

Offensichtlich ist der Geschäftsführer Klaus Hoben untergetaucht, denn nur einen Monat zuvor wurde er in den Insolvenzbekanntmachungen des AG Darmstadt noch mit seiner Londoner Adresse erwähnt.

Beschluss vom 07.10.2009

Amtsgericht Darmstadt
9 IN 905/09

In dem Insolvenzantragsverfahren über das Vermögen der Phones for You GmbH, Hauptstraße 75, 64668 Rimbach (AG Darmstadt, HRB 41363), vertr. d.: Klaus Hoben, 196 High Road, Wood Green, LONDON, GROSSBRITANNIEN, (Geschäftsführer) ist am 07.10.2009 um 9.00 Uhr gegen die Antragstellerin die vorläufige Verwaltung angeordnet worden.

Vermögensverwaltungs GmbH Objekt Eitelstraße
Schlossheide 42
65366 Geisenheim
Amtsgericht: 65185 Wiesbaden (HRB 22924)
Geschäftsführer: Tino Hironymus, Potsdam, *23.01.1978
Insolvenz beim Amtsgericht Wiesbaden, Aktenzeichen 10 IN 247/09

Insolvenzantragsverfahren über das Vermögen der Vermögensverwaltungs GmbH Objekt Eitelstraße, c/o Astromedia Ltd., 196 High Road Wood Green, London N22 8HH, GROSSBRITANNIEN, (bisherige Geschäftssitz: Schlossheide 42, 65366 Geisenheim) (AG Wiesbaden, HRB 22924), vertreten durch: Tino Hironymus, (Geschäftsführer), ...

Die Liste lässt sich noch beliebig fortsetzen. Auffällig ist, dass die Geschäftsführer der bestatteten Firmen fast alle aus dem Raum Berlin kommen und bei vielen Firmen und Insolvenzen auftauchen.

Alle Firmen, die von der AIDA Wirtschaftsdienste GmbH betreut werden, haben eine britische Limited als Gesellschafter (einschließlich AIDA selbst). Die AIDA Wirtschaftsdienste GmbH gehört dem früheren Geschäftsführer der Juricon GmbH, Siegfried Lang. Wegen der betrügerischen Firmenbestattungen hat die Berliner Staatsanwaltschaft inzwischen Anklage gegen Siegfried Lang erhoben.

In einem der bundesweit größten Fälle illegaler Firmenbestattungen hat die Berliner Staatsanwaltschaft jetzt Anklage gegen den mutmaßlichen Drahtzieher erhoben. Wie eine Sprecherin der Behörde gestern auf Anfrage der Neuen Westfälischen bestätigte, wird Siegfried L. (76) der gewerbsmäßigen Untreue beschuldigt.

Bei der sogenannten Firmenbestattung werden von der Insolvenz bedrohte Unternehmen durch dubiose Transaktionen und kriminelle Handlungen aufgelöst. Meistens geschieht dies unter Einsatz von "Strohleuten" als Geschäftsführer und der Verlagerung des Firmensitzes ins Ausland. Vorrangiges Ziel ist es, die Gläubiger der maroden Unternehmen zu schädigen. Ihre Forderungen sollen bei dem Verwirrspiel ins Leere laufen.

Quelle: firmenbestatter.blogspot

AIDA Wirtschaftsdienste GmbH
Kurfürstenstraße 79
10787 Berlin
Amtsgericht: 14057 Berlin (HRB 113451)
Geschäftsführer: Siegfried Lang, Berlin, *06.12.1932
Gesellschafter:
ATC - ARCOR TRADING COMPANY LIMITED
196 HIGH ROAD
WOOD GREEN
LONDON
N22 8HH

zuvor:
Bernhard Saladin Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Marienbader Str. 10 a
61440 Oberursel (Taunus)
Amtsgericht: 61352 Bad Homburg (HRB 2743)
Geschäftsführer: Nikolaus Weber, Berlin, *21.01.1976
ehem Geschäftsführer: Bernhard Saladin, Oberursel

Nachdem die Juricon GmbH verschwunden ist und der Geschäftsführer zahlreicher bestatteter Unternehmen, Karlheinz Thierbach in Haft war, haben die Firmenbestattungen in letzter Zeit wieder stark zugenommen.

Schon seit langem gilt Karlheinz Thierbach als der Firmenbestatter von Faustus Eberle sowie der Familie de Soet.

  • europe media AG (2005)
  • Ad2media GmbH (2006)
  • customer connect worldwide GmbH (2007)
  • IBS - Business Service GmbH (2007)

Lesen Sie dazu auch den Beitrag über die Firmenbestatter der Swiss Connection.

Update 16.02.2010:

Per Email und Fax erhielt die Redaktion von Siegfried Lang, dem Geschäftsführer der AIDA Wirtschaftsdienste GmbH, eine Beschwerde über die Berichterstattung zum Thema Firmenbestatter im Allgemeinen und über seine Person im Besonderen. So behauptet Siegfried Lang unter anderem:

Ihre Erklärung, gegen mich sei wegen betrügerischer „Firmenbestattung“ Anklage erhoben wurden, ist frei erfunden und entbehrt jeder Grundlage.

Ein weiteres Mal weist Siegfried Lang am Schluß der Email noch darauf hin:

Abschließend gestatte ich mir noch den Hinweis, dass gegen mich kein Verfahren in Berlin anhängig ist.

Anscheinend will Siegfried Lang die Tatsachen verdrehen. Oder sollen wir glauben, dass die Ermittlungsbehörden gezielt Fehlinformationen an die Presse verteilen? In einem Zeitungsartikel kann man den Sachverhalt zu dem Themenkomplex noch nachlesen.

Spur illegaler Firmenbestatter führt nach OWL

In einem der bundesweit größten Fälle illegaler Firmenbestattungen hat die Berliner Staatsanwaltschaft jetzt Anklage gegen den mutmaßlichen Drahtzieher erhoben. Wie eine Sprecherin der Behörde gestern auf Anfrage der Neuen Westfälischen bestätigte, wird Siegfried L. (76) der gewerbsmäßigen Untreue beschuldigt.

Bei der sogenannten Firmenbestattung werden von der Insolvenz bedrohte Unternehmen durch dubiose Transaktionen und kriminelle Handlungen aufgelöst. Meistens geschieht dies unter Einsatz von "Strohleuten" als Geschäftsführer und der Verlagerung des Firmensitzes ins Ausland. Vorrangiges Ziel ist es, die Gläubiger der maroden Unternehmen zu schädigen. Ihre Forderungen sollen bei dem Verwirrspiel ins Leere laufen.

Die Berliner Beratungsfirma "Juricon" und ihr Geschäftsführer Siegfried L. sollen über viele Jahre hinweg bundesweit zahlreiche Firmenbestattungen organisiert und dazu beigetragen haben, dass tausende Gläubiger geprellt wurden. ...

Quelle und vollständiger Bericht: Neue Westfälische

Aus Gründen der Fairness weist die Redaktion darauf hin, dass tatsächlich kein Verfahren gegen Siegfried Lang eröffnet wurde. Das bedautet aber nicht automatisch, dass das Geschäftsgebaren rechtmäßig ist. Offensichtlich scheint Siegfried Lang gesundheitlich schwer angeschlagen zu sein, denn die Einstellung des Verfahrens wurde nämlich mit seiner dauerhaften Verhandlungsunfähigkeit begründet.

Herr Lang ist krank

... ist Herr Siegfried Lang, seines Zeichens Geschäftsführer der AIDA Wirtschaftsdienste GmbH und vormaliger Geschäftsführer der Juricon GmbH, kein Unbekannter. Nun schreibt ... die Staatsanwaltschaft Berlin: das … eingeleitete Ermittlungsverfahren habe ich eingestellt. Der Beschuldigte ist dauerhaft verhandlungsunfähig. Das Verfahren war daher aufgrund eines Verfahrenshindernisses einzustellen. Ich lerne: wenn du nur krank genug bist, kannst du ohne Folgen befürchten zu müssen betrügen.

Quelle: jurablogs.com

Nun wird es gegen Siegfried Lang wegen seines Alters und seiner Gesundheitszustands zwar keinen Prozess geben. Trotz seiner dauerhaften Verhandlungsunfähigkeit reichen seine Kräfte offensichtlich aber noch zum Schreiben von Emails und zum Abwracken von maroden Unternehmen.